Wie es dazu kommt, dass Bienen schwärmen, hatte ich bereits beschrieben. Das ist für die Bienen selbst ein völlig normaler Vorgang. Auf diese Weise werden regelmäßig junge Bienenköniginnen nachgezogen, eine wichtige Voraussetzung für die Arterhaltung. Einen Bienenschwarm zu beobachten ist ein besonderes Naturschauspiel. Viele Tausend Bienen sorgen für eine beachtliche Geräuschkulisse, die manche als bedrohlich empfinden. Dessen ungeachtet gelten schwärmende Bienen nicht als stechlustig. Sie sind viel zu sehr damit beschäftigt, im Schwarmverbund zu bleiben und sich eine neue Behausung zu suchen. Wenn erfahrene Imker einen Bienenschwarm einfangen wollen, legen sie oft nicht einmal einen Stichschutz an. Gleichwohl rate ich davon ab, Bienenschwärmen zu nahe zu kommen, man sollte lieber einen Imker oder die Feuerwehr rufen. Ich selbst gehe auch nur mit Stichschutz an die Arbeit.
Hierzu zunächst ein Auszug aus meinem imkerlichen Tagebuch ( zu finden in der Rubrik „Aktuelles“) :
20.Mai 2021 – (M)Ein Bienenschwarm
Heute hat es mich auch getroffen, eines meiner Völker hat geschwärmt. Bei der letzten Durchsicht hatte ich noch die Königin gesehen. Vorhandene Weiselzellen hatte ich elimiert und gehofft, damit den Schwarmtrieb ausgebremst zu haben. Verrechnet, plötzlich „wickelte“ sich ein eher kleiner Schwarm um den Stamm (eher ein Stämmchen im Format eines dickeren Besenstiels) von einem Ginkgo in unserem Garten. Einziger Vorteil war, dass man ohne Leiter arbeiten konnte. Wir haben den Ginkgo leicht umgebogen, konnten die Bienen dann in einen großen Eimer abfegen und abschlagen und haben dabei zum Glück auch die Königin erwischt.
Bei der Kontrolle des abgeschwärmten Volkes fand ich dann zu meiner Überraschung mehrere OFFENE Weiselzellen vor. Das war ungewöhnlich, weil der Schwarm eigentlich erst abgeht, wenn die Weiselzellen verschlossen sind. Verstehe einer die Bienen…
Dann noch ein Bild von einem ( von mir so genannten: ) Drei-Finger-Schwarm.
Das Foto hat unser Freund ( und Jungimker…) Reginald 2019 auf der Insel Groix ( Bretagne, per Fähre von Lorient aus zu erreichen; s.a. meinen Reisebericht in der Rubrik „Ein Imker auf Reisen“ vom August 2017 ) aufgenommen und er hat es tatsächlich geschafft, diesen Schwarm einzufangen. Das war keine leichte Übung, weil sich der Schwarm nicht in einer typischen Traube versammelt sondern über drei Äste verteilt hatte.
Auch wenn das Schwärmen aus Sicht der Bienen ein völlig normaler Vorgang ist, hält sich die Begeisterung bei den hiesigen Imkern beim Abgang eines Schwarms in Grenzen. Einerseits beklagen Sie den Verlust einer noch leistungsstarken Königin, der Hälfte des Bienenvolkes und einer beträchtlichen Nektarmenge, welche die Bienen quasi als Wegzehrung mitnehmen. Hinzu kommt aber auch eine ethische Seite. Mit dem durch Menschen verursachten Befall der Bienenvölker mit der Varoamilbe ( s.u. ) ist eine Situation entstanden, womit unsere Bienen nicht mehr selbst fertig werden, sie brauchen die Behandlung mit chemischen Substanzen durch den Imker. Wenn der Schwarm nicht von einem Imker gefangen und fachgerecht betreut wird, weil er z.B. in eine Baumhöhle einzieht, geht seine Überlebenschance gegen Null. Deshalb versuchen Imker dem Schwarmtrieb vorzubeugen, indem sie z.B. dafür sorgen, dass die Bienen in den Beuten ausreichend Platz haben.